23 May 2016
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Der gebürtige Basler Sandro Marzo (1986) schloss 2011 sein Modestudium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW ab. 2013 gründete er sein eigenes Modelabel sandro marzo, das 2015 in eine GmbH umgewandelt wurde. Im Januar 2016 wurde die sechste Herrenkollektion (SS16) im Rahmen der Modewoche in Paris präsentiert.
Marzo’s Meinung nach ist Gestaltung alles und alles ist gestaltet. In dieser Hinsicht kann Design die Gesellschaft direkt verändern. Seine Rolle als Designer ist die von einem Utopisten, der von einem abstrakten Konzept ein konkretes und fertiges Produkt herstellt. Ideen und Konzepte kommen für ihn von Büchern, Liedern, Konversationen und Filmen, die seine Beobachtungsgabe und Adaption nähren, sodass er sein kreatives Denken in seinen Kollektionen verwirklichen kann.
Welche Bedeutung hat das Konzept von UTOPIA im Rahmen eurer Praxis, Methoden und Strategien?
Wenn Zeitgeist das hier und jetzt ist, dann ist Utopia die reflektierte Zukunft, eine bessere Zukunft – wenn nicht gleich eine neue Zukunft. Ohne den utopischen Gedanken, der mein Handeln im Hier und Jetzt beeinflusst, sozusagen die Weichen stellt, würde ich mich gestalterisch ewig reproduzieren. Gegenüber Zukunft kann man eine aktive oder eine passive Position einnehmen. Viele versuchen Veränderungen zu antizipieren und sich entsprechend zu positionieren. Diese von Passivität geprägte Einstellung erfordert eine gute Beobachtungsgabe, Entscheidungsschnelligkeit und Adaption.
Als Gestalter starte ich ebenfalls in einer beobachtenden Position, bewege mich dann jedoch gezielt in Richtung des Unbekannten. Nur wenn ich meine eigene Unwissenheit akzeptiere, kann ich frei von Erwartungen eine originelle Vision aktiv gestalten.
Utopia kann als mentale Konstruktion eines idealen Systems oder als Modell der Zivilgesellschaft verstanden werden. Wie siehst Du die Rolle der kreativen Praxis in dieser Hinsicht? Oder anders gefragt: Kann Design Gesellschaft verändern?
Gestaltung ist alles und alles ist gestaltet. Demnach: selbstverständlich verändert Design die Gesellschaft seit jeher und wird es auch immer tun. Design ist unfassbar und fassbar zur gleichen Zeit. Es muss beides geben um vorwärts zu kommen. Von einer unfassbaren Idee aus dem Kopf eines Utopisten zu einem fassbaren Produkt, das zurück in die Gegenwart wirkt. Aus Vision wird Realität.
Was inspiriert dich? Gibt es Manifeste, Publikationen oder Denker, die deine Arbeit oder Einstellung beeinflusst haben?
Als Gestalter fühle ich mich in erster Linie meiner selbst verpflichtet. Alles was um mich herum geschieht wird wahrgenommen und gefiltert. Ich prozessiere ständig, konsumiere und interagiere mit Literatur, Musik, Bild, Video, Gesprächen etc. – die Summe alles Aufgenommenen, das leere Rauschen am Ende des Konsums bietet die Grundlage für visionäres Denken.
Mehr über Sandro Marzo hier.
