ALICE KOLB
Alice Kolb
Das doppelte Lottchen, Schauspielhaus Zürich, Plakat F4, Offset 2 Farben, 2015

Alice Kolb ist Illustratorin und visuelle Gestalterin. Sie studierte Visuelle Kommunikation, Illustration und Art Teaching in Luzern und Strasbourg (2008–2013). In ihren Arbeiten reduziert sie durch eine klare und einfache Bildsprache Inhalte auf ihr Wesentliches und macht auf diese Weise überraschende Wendungen und Zusammenhänge sichtbar. Ihre mixed-media Illustrationen werden als Plakate, in Magazinen und Zeitschriften publiziert.

Für das Schauspielhaus Zürich gestaltet sie seit drei Jahren das Kinderprogramm, bestehend aus Plakaten, Programmen und Spielen. Daneben verfolgt sie selbst initiierte Projekte, wie den Apparat (in Zusammenarbeit mit Daniel Peter), ein ausgedienter Warenautomat, gefüllt mit siebgedruckten Spielkarten, bespielt von ausgewählten Illustratoren und Grafikdesignern.

In ihrem Beruf spielt die Interaktion zwischen Publikum, Form und Inhalt eine wichtige Rolle. Für Alice Kolb gibt der Kern eines Themas den massgebenden Impuls für die Gestaltung – diese Form könne nicht nur nach aussen vermittelt werden sondern auch für die Gesellschaft konkret von Nutzen sein.

Alice Kolb
Die Brüder Löwenherz, Schauspielhaus Zürich, Programmheft und Produkte, Zusammenarbeit mit Velvet Creative Office, 2014

Welche Bedeutung hat das Konzept von UTOPIA im Rahmen deiner Praxis, Methoden und Strategien?

Die Utopie als Idealzustand der Arbeit äussert sich in meiner Praxis im Zusammenspiel von verschiedenen Komponenten. Das Produkt soll funktionieren, das Thema visuell in Inhalt und Form umgesetzt werden, so dass es allen Anspruchsgruppen gerecht wird. Für die Produkte der Kinderstücke am Schauspielhaus Zürich suche ich nach Lösungen, die der Inszenierung selber, den Kindern und meinem Zugang entsprechen. Das Theater soll mit den Programmheften nach Hause gebracht werden, wo es weitergespielt und aufgeführt werden kann. Eigene Themen sind immer in meinen Arbeiten enthalten, besonders kommen diese in freien Projekten zum Tragen.

Alice Kolb
Postkartenserie, A5, Buchdruck, 2015

Utopia kann als mentale Konstruktion eines idealen Systems oder als Modell der Zivilgesellschaft verstanden werden. Wie siehst du die Rolle der kreativen Praxis in dieser Hinsicht? Oder anders gefragt: Kann Design Gesellschaft verändern?

In meinem Beruf werden öffentliche und halböffentliche Dinge gestaltet. Entsprechend können Haltungen nach aussen getragen werden, die sich bereits in der Entscheidung äussern, welche Projekte angenommen werden oder mit welchen Themen man sich beschäftigt. Eine Auseinandersetzung mit Inhalten erscheint mir deshalb grundlegend, denn der Kern eines Themas gibt oft den entscheidenden Impuls für die Gestaltung und diese Form von Wissensgewinnung kann, nach aussen getragen, auch für die Gesellschaft von Nutzen sein.

Alice Kolb
Das doppelte Lottchen, Schauspielhaus Zürich, Programmheft und Plakat, A2, Offset 2 Farben, 2015

Was inspiriert dich? Gibt es Manifeste, Publikationen oder Denker, die deine Arbeit oder Einstellung beeinflusst haben?

Im Bezug auf die Illustration erinnere mich an einen Vortrag von Christoph Niemann während meines Studiums. Ich kannte seine Arbeiten damals noch nicht und war fasziniert von seinen intelligenten und oft pointiert, humorvollen Illustrationen. Seine Praxis fand ich nicht nur wegen der Inhalte spannend, auch sein freier unbeschwerter und doch wohl überlegter Umgang mit gestalterischen Techniken hat mir einen damals für mich neuen, reflektierten Zugang zur Illustration eröffnet.

Alice Kolbs Posters werden vom 12. Mai bis 26. Mai 2016 bei der Ausstellung Fresh Tourism Posters in der Galerie My Monkey in Nancy gezeigt.

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