LAURIN SCHAUB
HEAD Genève Raphaëlle Müller
Landscapes as Vessels, Laurin Schaub

Der gelernte Keramiker Laurin Schaub (1984) konzipiert und realisiert Objekte, die vom Tafelgeschirr über Figuren bis hin zu Klanginstallationen führen. Mit dem Material experimentiert und gestaltet er neue Formen für alltägliche Gebrauchsobjekte wie Schalen, Schlüsseln und Töpfe die sich zwischen Kunst und Nutzbarkeit bewegen.


„Landscapes as Vessels“ ist seine Serie von Tafelobjekten aus Porzellan. Schüssel, Teller und Vase in absurd dimensionierter Grösse und stark ornamentaler Formsprache spielen mit verschiedenen Kontexten und Funktionen. Der Anspruch, vom Konzept bis zum Produkt alles selbst herzustellen symbolisiert für Laurin eine ganzheitliche Tätigkeit, die der kapitalistischen Marktlogik widersteht. Mit seinen Projekten will er zum Denken anregen, zu einem kritischen und kollektiven Selbstverständnis.

Welche Bedeutung hat das Konzept von UTOPIA im Rahmen deiner Praxis, Methoden und Strategien?

HEAD Genève Raphaëlle Müller
Landscapes as Vessels, Laurin Schaub

Ich versuche in meiner Arbeit Denkanstösse zu vermitteln, dabei habe ich immer Ideale von einer humaneren Gesellschaft vor Augen. Auch in meinem Selbstverständnis als „Töpfer“ liegt bereits etwas Utopia. Der Anspruch, von der Idee bis zum materialisierten Produkt/Objekt alles selber herzustellen, ist heute beinahe vermessen und entspricht in keiner Weise kapitalistischer Marktlogik. Diese Arbeit symbolisiert für mich eine ganzheitliche Tätigkeit wie ich sie allen Menschen wünsche.

Utopia kann als mentale Konstruktion eines idealen Systems oder als Modell der Zivilgesellschaft verstanden werden. Wie siehst Du die Rolle der kreativen Praxis in dieser Hinsicht? Oder anders gefragt: Kann Design Gesellschaft verändern?

Design hat die Entwicklung und Veränderung der Gesellschaft in den letzen hundert Jahren entschieden beeinflusst. Design hat dem Kapitalismus perfekt zugedient und die heutige Konsumgesellschaft mitgeprägt.

Wenn aber unser Design-Verständnis ein philosophisches oder politisches ist, partizipativ und sozial orientiert und die Menschen auf diese Weise berührt, glaube ich, dass Gestaltung seinen Teil zur Veränderung der Gesellschaft Richtung UTOPIA beitragen kann. Die Kreativen können dafür neue Ideen säen mit Projekten die zum Denken anregen damit ein neues, positives und kollektives Selbstverständnis wachsen kann. Weitere neue Gebrauchsgegenstände wird es aber keine brauchen für Utopia.

Was inspiriert dich? Gibt es Manifeste, Publikationen oder Denker, die deine Arbeit oder Einstellung beeinflusst haben?

HEAD Genève Raphaëlle Müller
Landscapes as Vessels, Laurin Schaub

Adolf Loos’s Ornamentkritik beeindruckt mich nach wie vor, seine mehr als 100 jährigen Polemiken haben noch immer viel Aktuelles und machen unglaublich Spass. Hal Foster hat diese in seinem Essay „Design und Verbrechen“ wunderbar zusammengefasst und auf heute adaptiert.

Lucius Burckhardt hat den Begriff „Design“ scharfsinnig und radikal beschrieben (Lucius Burckhardt, Design heisst Entwurf). Von ihn stammt Grundsätzliches wie: „Der Glaube dass durch Gestaltung eine humanere Umwelt hergestellt werden könne, ist einer der fundamentalsten Irrtümer der Pioniere der modernen Bewegung“. Die Umwelten der Menschen bestehen in erster Linie aus „organisatorischen und institutionellen Faktoren“ , es ist es die Politik welche die Aufgabe trägt diese zu verändern.

Jerszy Seymour‘s Arbeiten inspirieren mich sehr, er arbeitet tatsächlich daran durch Design die Gesellschaft verändern zu wollen (eine Utopie?) mit Aktionen, Performances und durch unkonventionelle Vermittlung von Gestaltung. Hier der Link zu einer Lecture-performance von Jerszy Seymour.

Und mehr über Laurin Schaub hier.