
12 June 2016

Der Produktdesigner Carlo Clopath absolvierte sein Studium an der ECAL. 2012 arbeitete er bei Cecilie Manz Studio in Dänemark. 2013 war er mit einem Residenzstipendium an der Statens Værksteder for Kunst (Dänische Kunst Workshops) in Kopenhagen. Anschliessend eröffnet er sein eigenes Büro in den Alpen in Graubünden.
Seine Designprojekte wurden bereits von renommiert Marken wie Zoom by Mobimex hergestellt. Für den Chef Andreas Caminada und sein Restaurant Schauenstein in Fürstenau hat Carlo den Küchenwagen Charrin gestaltet.

In seiner Hinsicht ist der gestalterische Prozess der Ausgangspunkt jeder neuen Arbeit. Die Utopie erscheint ihm als ein definitiver Zustand. Sein Arbeitsprozess hingegen entwickelt sich ständig, in dem seine persönlichen Referenzen, sein Wissen, Erfahrung seinen Entwurf beeinflussen. Seine Ansätze werden kontinuierlich hinterfragt, weiterentwickelt und in neue Formen gebracht.
Welche Bedeutung hat das Konzept von UTOPIA im Rahmen deiner Praxis, Methoden und Strategien?

Die Utopie, der Nicht-Ort, ist nicht Grundlage (Voraussetzung) meiner Arbeitsweise: mancher Entwurf aber bleibt nur Idee, eine Utopie (vielleicht). Interessant hingegen finde ich Thomas Mores Absicht einen besseren Ort zu denken und Mores Arbeitsweise: eine Situation zu analysieren, eine bessere Lösung zu denken und eine Geschichte zu erzählen. Der Prozess neue, bessere Geschichten beziehungsweise Produkte zu denken, ist Ausgangspunkt jeder neuen Arbeit. Die Utopie erscheint mir endgültig, als ein definitiver Zustand: Mein Arbeitsprozess jedoch entwickelt sich ständig, d. h. meine persönlichen Referenzen, mein Wissen, Erfahrung beeinflusst meinen Entwurf. Bestehende Ansätze werden hinterfragt, weiterentwickelt und in neue Zusammenhänge gebracht.
Utopia kann als mentale Konstruktion eines idealen Systems oder als Modell der Zivilgesellschaft verstanden werden. Wie siehst Du die Rolle der kreativen Praxis in dieser Hinsicht? Oder anders gefragt: Kann Design Gesellschaft verändern?

Das Abstrakte, Diffuse der Utopie ist natürlich Teil jeder (noch) nicht realisierten Idee: um die diffuse Idee physisch zu konkretisieren, arbeite ich in meiner Werkstatt. Dort werden Formen, Funktionen von Hand modelliert, Objekte werden beobachtet, erfahren und Alternativen verglichen. Beim Modellbauen erst, mit jedem neuen Modell, wächst das Verständnis für die Form, Funktion und die Herstellungsweise.
Die Utopie, dieser endgültige (ideale) Zustand bleibt Utopie: da die Gesellschaft, die Produkte, die Ideale und das Wissen sich kontinuierlich entwickeln. Heute leben wir in einer pluralistischen Gesellschaft: Design kann (zum Glück) nicht eine ganze Gesellschaft verändern. Ich bin jedoch überzeugt, dass schöne Formen, funktionelle Produkte und interessante Geschichten Teile einer Gesellschaft, einzelne Personen und das alltägliche Leben beeinflussen und verbessern können.

Was inspiriert dich? Gibt es Manifeste, Publikationen oder Denker, die deine Arbeit oder Einstellung beeinflusst haben?
Sōetsu Yanagi, The Unknown Craftsman, A Japanese Insight into Beauty.
Otl Aicher, Die Welt als Entwurf.
In einem Gespräch über Utopie wurde ich kürzlich auf Slavoj Zizek hingewiesen: folgendes Zitat aus Enjoy Your Symptom! : Jaques Lacan in Hollywood and Out, 2001, beschäftigt mich seither.
«…Till postmodernism, utopia was an endeavor to break out of the real of historical time into a timeless otherness. With postmodern overlapping of the «end of history» with full disposability of the past in digitalized memory, in this time where we live the atemporal utopia as everyday ideological experience, utopia becomes the longing for the real of history itself, for memory, for the traces of the real past, the attempt to break out of the closed dome into smell and decay of the raw reality. …»
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