#23 RS HADER

Ruza Rajcic und Hana Schärer haben ihr Label RS HADER 2012 gegründet. Für ihre neue Kollektion CASTLES haben sich die beiden von der Leuchtkraft des Durchschlagpapiers inspirieren lassen. In unserem Q&A sprechen die beiden Designerinnen über faire Produktionsbedingungen, Inspiration und Geburtstagsglückwunschcomics.

Mit welchen Prioritäten bist du aktuell in deiner Praxis konfrontiert und wie gehst du diese an? Oder anders gefragt – welche kritischen Fragen kommen in deiner Arbeit immer wieder hoch?

R: Eine der prioritären Fragen betrifft konkret, wie man als Designer (Label) überleben kann. Unsere Produkte haben durch Ihre Qualität und Produktionsstandort (der faire Löhne und Arbeitsbedingungen garantiert) ihren Preis, den die wenigsten Kunden „in Kauf“ nehmen. Klar, unsere Designprodukte sind keine Massenware, die jedem erschwinglich ist, doch hat sich die Bereitschaft der Kunden mehr auszugeben (ausser bei wirklich etablierten Brands) noch nicht eingebürgert, weil das auch seinen Preis hat. Man muss versuchen, mit den Kunden immer wieder „Aufklärungsarbeit“ zu leisten.

H: Mein Fokus liegt zurzeit darin, die Erfahrungen der letzten 3 Jahre auf sich wirken zu lassen. Durch die Distanz zur Arbeit entsteht Klarheit und Entscheidungen können einfacher getroffen werden. Es sind viele Fragen die mich beschäftigen. Sie führen vom allgemeinen Hinterfragen der Branche; wie gross ist die Bereitschaft die kreativen Ansprüche den wirtschaftlichen Gesetzen unterzuordnen, die Unabhängigkeit als grosse Frage für sich, da das Modeschaffen nun mal an immer wiederkehrende grosse Investitionen gebunden ist. Es gibt so viele Wege und Besipiele, in diesem Zirkus den eigenen zu finden, den man längerfristig anstreben möchte ist wohl das wichtigste und schwierigste. Um sich über diese Fragen im Klaren zu sein braucht es wahrscheinlich Zeit, Erfahrung und einige Umwege.

Doubt, Delight and Change!“ – war eine Aussage von Cedric Price (ein unkonventioneller und visionärer Architekt, der am meisten für Gebäude, die nie das Tageslicht sahen, bekannt war – aber auch einer der einflussreichsten Architekten des späten 20. Jahrhundert war). Was ist dein Motto und warum?

R: Ich habe kein Motto im wörtlichen Sinne sondern mehr eine Reihe von Fragen, welche man sich immerzu im Prozess stellt: wie innovativ ist eine Idee? Man möchte sich ja auch selbst überraschen können, was auch in der Ausführung ersichtlich und schlussendlich in der Tragpraxis standhalten soll.

H: Ich glaube an die Kraft der flüchtigen Momente, sei es ein Duft, eine Himmelsstimmung, die in mir spontane Bilder und Sehnsüchte wecken. Diese Impulse lösen in mir den kreativen Prozess aus, die Suche, dieses Gefühl einzufangen und auf die Materie zu übertragen.

Und was wir wirklich wissen möchten: was ist dein wertvollstes Eigentum?

R: Bei dieser Frage stellte ich mir vor, was, wenn mein ganzer materieller Besitz abbrennen würde, um was würde ich trauern, um welche Dinge, die den meisten emotionalen Wert für mich besitzen. Sicherlich sind es alte Familienfotos und vor allem die fabelhaften Geburtstagsglückwunschcomics meiner Mutter, die ihren Schwangerschaftsprozess bis zu meiner Geburt an sich, verbildlichen. Die sind einmalig und unheimlich lustig, obwohl sie immer das gleiche zeigen, sind sie toll umgesetzt und doch immer anders in ihrer Darstellung und Witz.

H: Meine Nase, mein sensibelstes und mir wertvollstes, mich anregendste Sinnesorgan.

Foto: Amanda Camenisch
Model: Veronika Kunz, Make-up: Rachel Bredy
Foto: Amanda Camenisch
Model: Veronika Kunz, Make-up: Rachel Bredy
Foto: Amanda Camenisch
Model: Veronika Kunz, Make-up: Rachel Bredy