MARLEN MUELLER
Jan Bitter
MARLEN MUELLER
MARLEN MUELLER
Jan Bitter

Holzer Kobler Architekturen (Zürich/Berlin) haben die Ausstellungsarchitektur der Swiss Design Awards entworfen. Sie selbst wurden nebst zahlreichen Architekturpreisen 2008 mit dem Swiss Grand Prix Design ausgezeichnet. In der Ausstellungshalle, die in ihrer Schlichtheit belassen wird, platzieren die Architekten die multifunktionalen Aufsteller, die sich als Tisch, Podest, Hängevorrichtung oder Ausstellungsfläche vielseitig verwenden lassen. Über die Relevanz von Designförderung und kritischem Diskurs sowie einzigartigen Wechselwirkungen innerhalb ihrer unterschiedlichen Architekturprojekte sprechen wir mit Simone Haar.

Welche Relevanz, bzw. Stellenwert hat die Designförderung für Euch in der Schweiz?

Die Designförderung in der Schweiz, bzw. ihre Resultate, sehen wir als Bühne für alle Kunst- und Kulturschaffenden. Es wird eine Plattform geschaffen, die experimentelles Schaffen und innovatives Design in einen spannenden Diskurs bringt.

Leitbilder werden mit den Auszeichnungen geschaffen, seht Ihr Euch als ein solches? Welche Reaktionen gab es damals, die Euch in der Debatte um Eure eigene Arbeit und Relevanz in der Schweiz beschäftigt haben?

Wir sehen uns nicht als Leitbild, vielmehr als aktiv Mitwirkende. Uns ist die Auseinandersetzung mit anderen Designschaffenden und Werken immer wichtig. Nur der Austausch bereichert das eigene Bild mit neuen Aspekten und inspiriert zu neuen Wegen. Die Reaktionen damals haben uns in unser Arbeitsweise bestätigt und haben den Anreiz gegeben, weiterzuforschen und weitere Kreationen zu entwickeln.

Ihr habt die Ausstellung der Swiss Design Awards bereits zum zweiten mal gestaltet. Welche Parameter und Gestaltungsansätze definiert die Ausstellungsarchitektur, die den Besucher durch einen Bazar von aktuellen Designpositionen leitet?

Das BAK ist damals an uns herangetreten, ein Ausstellungssystem speziell für sie zu entwickeln, das eine grosser Bandbreite an Präsentationsmöglichkeiten bietet. Diese Herausforderung haben wir natürlich gern sofort angenommen. Neben den visuell ästhetischen Kriterien, war auch wichtig, dass es nachhaltig ist und mehrmals aufgebaut werden kann. Die logistischen Parameter wie Lagerung und der schnelle Auf- und Abbau war bei dieser Aufgabe entscheidend. Entstanden sind dann letztendlich multifunktionale Aufsteller, die sich als Tisch, Podest, Hängevorrichtung oder Ausstellungsfläche vielseitig verwenden lassen. Einheitlich in weiss-schwarz gehalten, bilden sie für jedes nominierte Designobjekt individuelle Präsentationsflächen und unterstreichen deren Protagonismus.

Welchen Stellenwert, bzw. Funktion übernimmt das Format Ausstellung für Euch im kritischen Diskurs?

Einen sehr wichtigen. Wir sind vor allem auch Architekten, wie der Name ja schon etwas verrät. Ganz im Gegensatz zur Architektur sind Ausstellungen ein schnelles Medium. Sie werden mit knappem Zeit- und Finanzbudget produziert. Sie sind temporär und werden meist bei einem einmaligen, kurzen Besuch konsumiert, bevor sich die räumlichen Konfigurationen wieder auflösen. Im Entstehungsprozess werden Varianten in Windeseile entworfen und verworfen. Ausstellungen wollen für den Moment und nicht fürs Jahrhundert neuralgisch sein. Diese Art der Arbeit erlaubt es uns, uns experimenteller als manch andere Büros zu betätigen, Räume zu “testen”, Rahmenkompositionen zu schaffen, die nicht auf die Ewigkeit ausgelegt sein müssen. Dies betrachten wir als enormen Vorteil unserer Arbeit im Bereich Ausstellungen und daraus schöpfen wir viel Erfahrung und Wissen, das wir dann wiederum im Bereich Architektur anwenden können. Es entsteht eine einzigartige Wechselwirkung, die wir uns über die verschiedenen Disziplinen hinaus zu Nutzen machen können..

Wenn nicht in der Halle 4 für die SDA – welche Projekte sind aktuell auf Eurem Tisch, welche Ausstellungen, bzw. Architekturen eröffnen in der nahen Zukunft?

Wir beschäftigen uns schon seit einer Weile mit den Brüder Grimm, ihrem Wörterbuch und natürlich all ihren Märchen. In der documenta Stadt Kassel wird nächstes Jahr die neue Grimmwelt eröffnen und wir dürfen die Ausstellung gestalten. Es werden auch einige spannende Künstlerarbeiten zu sehen sein. Ein ganz anderes Themenfeld ist die neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte Buchwald, die wir aktuell bearbeiten. Aber gerade dieses Spannungsfeld ist so interessant für uns. Die Herausforderung, sich mit den unterschiedlichsten Inhalten zu beschäftigen und Formen zu kreieren diese ansprechend zu vermitteln. Daneben gibt es noch viele weitere Projekte. Es bleibt spannend bei uns.

Holzer Kobler Architekturen wurde 2004 von Barbara Holzer und Tristan Kobler gegründet. Gemeinsam mit den beiden Mitgliedern der Geschäftsleitung Simone Haar und Volker Mau leiten sie die beiden Büros in Zürich und Berlin mit 27 Mitarbeitern.